Beschäftigte in Öffentlichen Bibliotheken stärken

BVV Mitte von Berlin

10.12.2018

Fraktion DIE LINKE

 

Antrag

 

Beschäftigte in Öffentlichen Bibliotheken stärken

 

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht,sich bei den zuständigen Senatsverwaltungen dafür einzusetzen, dass

  • das Land Berlin die Initiative ergreift und sich in den Verhandlungen zum Tarifvertrag der Länder für eine zeitgemäße Aufgabenbeschreibung der in öffentlichen Bibliotheken arbeitenden Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) und Bibliothekar*innen einsetzt und damit für eine grundsätzlich bessere Bezahlung in diesem Bereich,

  • das Land Berlin zeitnah alle Möglichkeiten des TV-L, etwa Zulagen und Höherstufungen, regelhaft für die in öffentlichen Bibliotheken angestellten Mitarbeiter*innen nutzt,

  • die Einstiegsentgeltgruppe für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) generell bei E6 liegt,

  • der TV-L-Anhang für Beschäftigte für Bibliotheken aufgehoben wird und die Vergütung nach den allgemeinen Merkmalen des TV-L erfolgt, um dadurch eine aufgaben- und leistungsgerechte Bezahlung zu erreichen,

  • solange der TV-L noch nicht neu verhandelt ist, auch für Bibliothekar*innen eine Muster-BAK (Beschreibung des Aufgabenkreises) erstellt wird, um eine überbezirkliche Vergleichbarkeit der Bewertungen zu ermöglichen und die Handhabung bei der Überprüfung von Stellenbewertungen zu erleichtern.

 

 

 

Begründung:

 

Die Öffentlichen Bibliotheken sind Berlins meistgenutzte Kultureinrichtungen. Sie sind von großer Bedeutung für kulturelle Teilhabe, Bildung und soziale Begegnungen. Zugleich sind Bibliotheken in einem umfassenden Wandel begriffen: Die Herausforderungen der Digitalisierung und die vielfältigen neuen Funktionen von Bibliotheken als „Dritter Ort“ verlangen ein gut ausgebildetes und motiviertes Personal. Derzeit sind die Öffentlichen Bibliotheken durch jahrelang an ihnen vollzogene Einsparungen strukturell nur bedingt in der Lage, sich diesem Wandel vom Bücherhort zum Lern- und Begegnungsort und den damit verbundenen neuen Aufgaben zu stellen und für ihre Mitarbeiter*innen attraktiv zu sein. Das muss sich – insbesondere, was die Vergütung betrifft – ändern.
In den Öffentlichen Bibliotheken Berlins werden Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) ausgebildet und beschäftigt. In der gleichen Entgeltgruppe sind auch die in der DDR ausgebildeten Bibliotheksassistent*innen eingruppiert. Die Herausforderungen durch die digitale Transformation (u.a. neue digitale Angebote, digitale Leseförderung, Beratung zur Bedienung von Endgeräten und deren technische Betreuung) führen jedoch zu gänzlich neuen und anspruchsvollen Aufgaben dieser Berufsgruppe. Zugleich nimmt der Anteil der ausgebildeten (Diplom-)Bibliothekar*innen wegen des altersbedingten Ausscheidens und der kaum mehr angebotenen Studiengänge für Bibliothekar*innen in Öffentlichen Bibliotheken ab. Auch deshalb wächst die Verantwortung der Fachangestellten und der Bibliotheksassistent*innen. Dem wird die Eingruppierung in den Entgeltgruppen E5/E6 nicht gerecht.
Der in Berlin angewandte TV-L beruht bei seiner Stellenbewertung auf einer Aufgabenbeschreibung aus den 1970er Jahren und stellt damit kein adäquates Instrument mehr dar für die gewandelten Aufgabenbereiche in Öffentlichen Bibliotheken im 21. Jahrhundert.
Um das Ziel der Berliner Koalitionsvereinbarung 2016-2021, die „Bibliotheksversorgung nach zeitgemäßen Qualitätsstandards in allen Berliner Bezirken“ zu gewährleisten, ist es unerlässlich, dass auch die personellen und finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen werden.

 

 

 

Anett Vietzke,

sowie die anderen Mitglieder der Fraktion DIE LINKE