Kinderarmut – was tun?

Studien belegen, was den meisten bekannt ist: Obwohl Deutschland ein wohlhabendes Land ist, gibt es Kinderarmut. Auf Berlin trifft das in besonderer Weise zu, auf den Bezirk Mitte vor allem. Kinder- und Jugendarmut zählen zu den drängenden Problemen des Bezirks.

Der Anteil der Transferleistungsempfänger*innen unter 15 Jahren ist mit über 45 Prozent an den Einwohner*innen dieser Altersgruppe in Mitte hoch (Quote in Berlin bei ca. 32 Prozent). Mit über 65 Prozent erreicht die Kinderarmut in den Bezirksregionen Osloer Straße und Wedding Zentrum gravierende Höchstwerte. Beim Ausbau von Kitaplätzen, der Stärkung von Jugendfreizeitangeboten und familienunterstützenden Angeboten durch den Bezirk wird dies beachtet.

Bei jugendlichen Erwachsenen zeigt sich, dass der Übergang von der Schule in Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse (und damit der Erwerb einer wesentlichen Erwachsenenkompetenz) teilweise nicht wie gewünscht gelingt. Mit der Jugendberufsagentur und den Jugendberatungs-häusern setzt der Bezirk Mitte spezifische Unterstützungsangebote ein.

Alleinerziehende sind überproportional von einem Armutsrisiko betroffen. Ein bezirkliches Netzwerk für Alleinerziehende kann hier z.B. beim Zugang zu Ausbildung und Arbeit unterstützen und wird entwickelt.

Die materiellen Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, haben nachhaltigen Einfluss auf ihre Lebensumstände und ihre gesellschaftliche Integration als Erwachsene. Oft sind mit einer schwierigen materiellen Situation Einschränkungen in den Bereichen Schule, Bildung, soziale Kontakte, Wohnen und Gesundheit verbunden. Es ist ein gemeinsames Handeln von Land und Bezirken geboten.

Die rot-rot-grüne Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag daher vorgenommen gegen Kinderarmut wirksam vorzugehen. Die Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut hat ihre Arbeit in 2017 aufgenommen. Ich nehme als eine von drei Bezirksvertreterinnen teil, um  Maßnahmen auf der Basis bezirklicher Erfahrung zu Wirksamkeit und Umsetzung zu entwickeln. In den Bereichen Gesundes Aufwachsen, Bildung und Teilhabe sowie existentielle Sicherung wurden ressortübergreifend Handlungsfelder und mögliche Maßnahmen identifiziert. Diese reichen von besseren Ausbildungszugängen und Kinderbetreuung für Alleinerziehende, über kostenfreies Mittagessen für alle Kinder in Schulen bis zu mehr Familienzentren und Prävention von Wohnungslosigkeit für Familien mit Kindern. Auch politische Forderungen an den Bund, wie die Abschaffung der Anrechnung des Unterhaltsvorschusses auf Transferleistungen gehören dazu. Fachleute aus verschiedenen Ressorts, Bezirken, Verbänden, Agentur für Arbeit, IHK, Landesarmutskonferenz etc. arbeiten in 2018 weiter. Fachlicher Auftakt war der 19.1.2018. Mitte wird sich weiterhin aktiv einbringen, um Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die die Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien im Bezirk nachhaltig verbessern.

Sandra Obermeyer