Chancengeber Bezirksamt: Mitte als Modellbezirk für gelungene Integration in den Arbeitsmarkt und eine zukunftsfähige Verwaltung

BVV Mitte von Berlin

11.03.2019

Fraktion DIE LINKE

 

Austauschblatt Antrag

Chancengeber Bezirksamt:
Mitte als Modellbezirk für gelungene Integration in den Arbeitsmarkt und eine zukunftsfähige Verwaltung

 

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht,

 

  • ...sich dauerhaft aktiv zu dem Ziel zu bekennen, dass sich die Vielfalt der Bevölkerung im Bezirk Mitte auch in der Zusammensetzung der Mitarbeitenden im Bezirksamt widerspiegelt und zur Erreichung dieser Zielsetzung entsprechende Maßnahmen zu unternehmen (Zielgröße bei Neueinstellungen 51,9%, denn so groß ist der Anteil an der Bevölkerung in Mitte, der aus Familien mit Einwanderungsgeschichte stammt).
    Hier geht es insbesondere um die Sicherung der zukünftigen Personalgewinnung und Erweiterung der Zielgruppe um Menschen aus Familien mit Einwanderungsgeschichte und aus Schulen in schwieriger sozialer Lage, die oft trotz Motivation für eine Ausbildung keinen Zugang zu einem Ausbildungsbetrieb finden bzw. an den Hürden im Einstellungsverfahren scheitern.
    Das BA Mitte bekennt sich daher zu dem Ziel, mehr Auszubildende aus dem eigenen Bezirk für die Ausbildung zu gewinnen und achtet darauf, über Neueinstellung mehr Vielfalt in die Verwaltung zu bringen.
  • ...sich dafür einzusetzen, dass Mitte Modellbezirk wird, der sich gezielt darum bemüht, junge Menschen aus den Schulen unseres Bezirkes in Ausbildungen zu vermitteln und dabei den direkten Übergang nach der Schule in die Ausbildung zu unterstützen, sowie Warteschleifen für die Jugendlichen zu vermeiden.
    Hierzu soll, in Kooperation mit Partner*innen, wie dem Senatsstrukturprojekt „Berlin braucht dich!“ u.a. fortlaufend an Konzepten gearbeitet werden, wie unnötige Hürden im Einstellungsverfahren abgebaut werden können. Unter anderem soll geprüft werden, inwiefern Sprachkenntnisse und andere Muttersprachen als Qualifikation im Einstellungsverfahren angerechnet werden können oder inwiefern z.B. erfolgreich absolvierte Praktika als alternative Zugangsvoraussetzung anerkannt werden können.
  • ... im Rahmen der Teilnahme am Pilotvorhaben des Berliner Senats „Erprobung neuer Zugängen in Ausbildung“ im Bezirk Mitte zu verstärkt z.B. (Sprungbrett-)Praktika bzw. Betriebsbegegnungen für junge Menschen aus den ISS in Mitte anzubieten und diese so an die Verwaltung als Arbeitgeber heranzuführen.
    Eine Option wäre die systematische Einführung der so genannten „Qualifizierten Vierstufigkeit“, einem Konzept von „Berlin braucht dich!“, mit dem  mehr Jugendliche aus den kooperierenden Schulen in Mitte  für die Ausbildung im Bezirk begeistert werden sollen: In diesem Rahmen könnten den Schüler*innen z.B. von Klasse 7 bis 10 attraktive Angebote gemacht werden, um unsere Verwaltung von innen kennenzulernen, z.B. in Erstkontakten, Schnupperpraktika, Betriebspraktika und bei Bewerbertagen. Die kooperierenden Schulen und Berlin braucht dich! unterstützen die Jugendlichen bei der Vorbereitung und Durchführung von Praktika und bei der generellen Einmündung in die Ausbildung. Hierbei sollen die Leistungen der Praktika in Klasse 9 und 10 detailliert ausgewertet werden, so dass ein erfolgreiches Praktikum zur Einmündung in Ausbildung berechtigt. Dabei sollen Zugangstests nach Möglichkeit nur eine untergeordnete Rolle spielen, da die jungen Menschen in der Praxis ihre Motivation und Eignung besser nachweisen können, was wiederum eine größere Aussagekraft hat, als eine Momentaufnahme im Auswahlverfahren. Es ist auch zu prüfen, inwiefern das Prinzip der „Bestenauslese“ diesem Vorgehen entgegen steht (unter der Federführung der für Landespersonal zuständigen Senatsverwaltung für Finanzen).
  • ...sich, in Bezugnahme auf der Drucksache 1112/V, in diesem Sinne Schulen aktiv als Praktikumspartner anzubieten und so eine offensive Azubi-Gewinnung zu starten. Um dies zu ermöglichen ist das Praktikumsangebot sukzessive auszuweiten. Hier ist unbedingt sicherzustellen, dass entsprechende räumliche Bedarfe (Arbeitsplatz) und eine entsprechende personelle Begleitung sichergestellt sind. Wo dies nicht der Fall ist, ist daraufhin zu wirken und Bedarfe sind für die Haushaltsplanung anzumelden. Das BA wird ersucht, entsprechend eine koordinierende Stelle einzurichten, welche die ämterübergreifende Umsetzung unterstützt und die Arbeit und Kommunikation mit externen Kooperationspartner*innen koordiniert. Darüber hinaus ist dafür Sorge zu tragen, dass das zentrale Bewerbungsbüro und der Personalservice im Bezirk Mitte entsprechend personell ausgestattet sind, um solche wichtigen Vorhaben zu unterstützen. Die notwendigen personellen Ressourcen sind im Rahmen der Haushaltsplanaufstellung für den Doppelhaushalt 2020/21 mitzudenken.

 

  • ...eine AG unter Führung des Bürgermeisters mit Unternehmen und Behörden im Bezirks Mitte einzuberufen, um die Praktikumsgewinnung über die Verwaltung hinaus zu erleichtern und die Zusammenarbeit mit den ISS vor Ort zu intensivieren. Vorhandene interkulturelle Trainingsangebote für Mitarbeitende im Bezirk sollen fortgesetzt und bei Bedarf ausgeweitet werden. Für Führungskräfte soll die Teilnahme verbindlich sein.
  • Das BA wird zudem ersucht der Bezirksverordnetenversammlung zum Erfolg und zum Umsetzungsstand  der oben angeführten Maßnahmen halbjährlich zu berichten, erstmalig zum 01.10.2019.

 

 

Begründung:

 

Der Bezirk Mitte steht, genauso wie der Rest der Berliner Verwaltung, zunehmend vor der Herausforderung, offene Stellen zeitnah und mit qualifizierten Bewerber*innen zu besetzen und geeignetes Personal für die Ausbildung zu gewinnen. In der wachsenden Stadt wachsen die Anforderungen an die Verwaltung und damit auch die Herausforderung an die Gewinnung des Personalnachwuchses. Hier konkurriert Mitte zudem, neben den anderen Berliner Bezirken, mit der Landes- und Bundesebene um gutes Personal. Gleichzeitig verlassen viele junge Menschen im Bezirk Mitte jedes Jahr die Schule ohne eine konkrete Berufs- bzw. Ausbildungsperspektive und die Schulabbrecher*innenquote in Mitte ist im gesamtstädtischen Vergleich recht hoch. Es besteht die Annahme, dass eine Verschränkung von schwieriger sozialer Lage, Migrationshintergrund, fehlendem sozialen Kapital und fehlende Kontakte zu Menschen, die in der Verwaltung arbeiten, dafür mitverantwortlich sind, dass immer noch vergleichsweise wenige der Schulabgänger*innen mit und ohne Migrationsgeschichte aus Schulen in schwieriger sozialer Lage im Bezirk den Weg in den öffentlichen Dienst in Mitte finden. Häufig fehlt auch das Wissen über Jobangebote oder Zugangswege.  Sowohl der Integrationsbeauftragte des Bezirks Mitte, der Bezirksbürgermeister (zuletzt in der Integrationsausschusssitzung am 27.02.2019) und auch eine breite Mehrheit der Bezirksverordneten haben sich allerdings wiederholt klar zu dem Ziel bekannt, dass sich die Vielfalt der Bevölkerung in Mitte noch stärker in der Zusammensetzung der Mitarbeitenden der Bezirksverwaltung widerspiegeln soll. Diesem Ziel ist durch die oben genannten Maßnahmen engagiert Rechnung zu tragen.

 

Fabian Koleckar,

sowie die anderen Mitglieder der Fraktion DIE LINKE

Gemeinsamer Antrag:
Fraktion SPD (Svenja Linnemann)