Angemessenes Gedenken an Wilfrid Israel ermöglichen
BVV Mitte von Berlin
20.10.2022
Fraktion DIE LINKE
Antrag
Angemessenes Gedenken an Wilfrid Israel ermöglichen
Das Bezirksamt wird ersucht, zu prüfen, ob es möglich ist, an dem Haus Spandauer Str. 26 eine Gedenktafel anzubringen, die an Wilfrid Israel (1899-1943) erinnert. Wilfrid Israel war ein jüdischer Geschäftsmann und 1939 an einer erfolgreichen Rettungsaktion von tausenden Jüdinnen und Juden entscheidend beteiligt.
Begründung
In der Spandauer Straße 26 - 32 befand sich ab 1815 das Kaufhaus „N Israel“. Dies war das älteste Kaufhaus Berlins.
Wilfrid Israel war der letzte Inhaber des Familienbetriebs, welches 1939 aufgrund Israels jüdischer Abstammung geraubt und „arisiert“ wurde.
Israel war nach der Machtergreifung der NSDAP in vielen jüdischen Hilfsorganisationen wie der „Kinder- und Jugend-Alijah“ engagiert. Es gelang es ihm, mittels Kontakten mindestens 10.000 Kinder und Jugendliche aus den Lagern nach Großbritannien zu befreien. In London im Exil ab 1939 engagierte er sich weiterhin für die Ausreise von Jüdinnen und Juden aus Deutschland.
Israel war außerdem pazifistisch und sozialistisch (im Sinne von Martin Buber) in Palästina engagiert und setzte sich für den gleichberechtigten Dialog mit den Araber*innen Palästinas ein.
W. Israel liebte Männer, konnte dies aber nicht nach außen zeigen. Er fand darüber hinaus Platz in einem Roman als „Bernhard Landauer“ in „Leb wohl Berlin“ von Christopher Isherwood.
Im Oktober 2004 wurden an dem ehemaligen Standort des Kaufhauses in der Spandauer Straße 26 Stolpersteine verlegt. Der Stolperstein für Wilfrid Israel enthält die Inschrift „Retter jüdischer Kinder“. Allerdings ist die Schreibweise seines Namens dort fehlerhaft.
Auf den Gedenktafeln am Anhalter Bahnhof für die 10.000 jüdischen Kinder, die bis zum Kriegsbeginn nach London ausreisen konnten, wird er noch nicht einmal erwähnt.
Daher fordern wir ein angemessenes Gedenken.
Berlin, 20.10.2022
Sanehy, Diedrich und die anderen Mitglieder der Fraktion DIE LINKE.