Umbenunngen im Afrkianischen Viertel

BVV Mitte von Berlin

12.03.2018

Fraktion DIE LINKE

 

Antrag

 

Umbenunngen im Afrkianischen Viertel

 

Das Bezirksamt wird ersucht:

folgende Umbenennungen im Afrikanischen Viertel vorzunehmen:

 

  1. Anna-Mungunda-Straße für Lüderitzstraße

  2. Manga-Bell-Platz für Nachtigalplatz

  3. Maji-Maji-Allee für Petersallee.

 

 

 

Begründung:

 

Eine Straße nach einer Person zu benennen, ist in Deutschland ein Akt der Ehrung und Würdigung. Das Afrikanische Viertel glorifiziert immer noch den deutschen Kolonialismus und seine Verbrechen. Das ist mit unserem Demokratieverständnis nicht zu vereinbaren und beschädigt dauerhaft das Ansehen der Stadt Berlin. Bei der Namensfindung ist es von größter Bedeutung, dass eine gleichmäßige Berücksichtigung der Perspektiven aller Betroffenengruppen des deutschen Kolonialismus sichergestellt und eine andere und kritische Perspektive auf die Geschichte eröffnet wird. Das kann nur geschehen, indem die Sichtbarkeit von Personen und Ereignissen erhöht wird, welche historisch mit dem deutschen Kolonialismus in Zusammenhang stehen und dem Kampf gegen Rassismus, Ausbeutung und Unterdrückung Ausdruck verleihen. Die vorgeschlagenen Namen orientieren sich an diesen Kriterien. Sie verbinden die Einschätzungen der Gutachtenden Dr. Ellen Ndeshi Namhila, des Bündnisses „Decolonize Berlin“ (Verein der Tansanier*innen in Berlin-Brandenburg – UWATAB, Tanzania-Network.de, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland – ISD, Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag – BER, AfricAvenir International und Berlin Postkolonial mit den Ergebnissen des Jury-Prozesses.

 

Informationen zu den gewählten Vorschlägen:

Anna Kakurukaze Mungunda (1932-1959)

Anna Kakurukaze Mungunda war Herero und die erste Frau in Namibia, welche die Unabhängigkeitsbewegung unterstützte. Sie trat für ihre und die Rechte anderer im Widerstand gegen die Zwangsumsiedlung der Bevölkerung von Old Location nach Katutura ein, die zum Ziel hatte Platz für europäische Siedler zu schaffen. Darüber hinaus erlangte sie als erste Frau das Recht, in öffentlichen Versammlungen zu sprechen, trat erfolgreich für das Recht der Frauen auf Arbeit neben ihrer Tätigkeit als Mutter und Hausfrau ein und inspirierte so viele Frauen ihrem Beispiel zu folgen. Anna Mungunda wurde am 9. Dezember 1959 während einer Demonstration gegen diese Zwangsumsiedlung von Old Location nach Katutura von der Polizei erschossen und wurde zu einer Ikone der Befreiungsbewegung in Namibia. Heute ist der 9. Dezember in Namibia ein gesetzlicher Feiertag: der namibische Frauentag.

 

Emily Douala (1881-1936) und Rudolf Douala Manga Bell (1873-1914)

 

Emily Douala Manga Bell engagierte sich als Aktivistin ihr Leben lang in friedlicher Form gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Erbittert wehrte sie sich gegen die Hinrichtung ihres Mannes Rudolf Manga Bell. Dieser war Enkel des Königs, der 1884 Gustav Nachtigals unrechtmäßigen Vertrag über eine sogenannte „Schutzherrschaft“ unterzeichnet hatte. Rudolf Manga Bell studierte in Deutschland und war entscheidend dafür verantwortlich, dass die deutsche Öffentlichkeit und das Parlament über die schweren Amtsmissbräuche des Gouverneurs von Kamerun, Jesko von Puttkamer, in Kenntnis gesetzt wurden. Mit seinem Wissen um das deutsche Rechtssystem, welches er bewunderte, kämpfte er hartnäckig gegen die Enteignung seines Volkes. In einem Scheinprozess wurde er wegen Hochverrates durch die deutsche Kolonialmacht zum Tode verurteilt. Rudolf Manga Bell wurde am 8. August 1914 exekutiert. Heute wird er als Nationalheld Kameruns angesehen.

 

Maji Maji (1905-1907)

 

Maji Maji bezeichnet den Kampf des anti-kolonialen Widerstandes (1905-1907) im damaligen Deutsch-Ostafrika, welches die heutigen Länder Tansania, Burundi und Ruanda umfasste. Der Name stammt von einer Medizin, dem heiligen Wasser, das den Kämpfenden dazu dienen sollte, die Kugeln der feindlichen Soldaten abzulenken. Der Maji Maji-Aufstand vereinte eine große Vielfalt von ethnischen Gruppen im südlichen Tansania. Diese interethnische Allianz gegen die Kolonialmacht macht ihn zu einem herausragenden Ereignis. Nach anfänglichen spektakulären Erfolgen wurde die Bewegung brutal unterdrückt. Die deutsche Kolonialmacht benutzte die Strategie der verbrannten Erde, um die lebensnotwendigen Ressourcen in der gesamten Region zu vernichten. Diese Strategie verursachte den Tod von bis zu 300.000 Menschen. Die Niederschlagung des Maji Maji-Aufstandes ist eines der größten staatlich organisierten Verbrechen während der Periode deutscher kolonialer Herrschaft. Gleichzeitig, auf Grund der weitreichenden interethnischen Widerstandsallianz, welche sich mit Beginn des Krieges formte und Bestand hatte, bildet der Maji-Maji-Aufstand heute einen wesentlichen Bestandteil des nationalen, historischen Selbstverständnisses Tansanias.

 

 

Anett Vietzke,

sowie die anderen Mitglieder der Fraktion DIE LINKE